Geschichte der Gesellschaft „Freunde der Musik“

Im Jahr 1950 kündigten erstmals leuchtend gelbe Plakate mit roter Schrift ein Konzert der neu gegründeten Gesellschaft „Freunde der Musik“ in Sonthofen an. Dieses Konzert fand im Mai im Casinosaal der Jägerkaserne unter der Leitung von Otto Gogl sen. (1902 – 1976) statt.

Das Programm des Abends war Johann Sebastian Bach gewidmet, dessen Todestag sich 1950 zum zweihundertsten Mal jährte. Der Musikwissenschaftler Dr. Bruno Müller sprach einführende Worte zum Programm.

Es wurden das 5. Brandenburgische Konzert, das Klavierkonzert d-Moll, die dritte Orchestersuite in D-Dur und zwei Motetten aufgeführt. Die Solistin war die angesehene Münchner Pianistin Magda Rusy. Musikbegeisterte Laien aus der Umgebung ergänzten den Kirchenchor und das Orchester von St. Michael. Berufsmusiker, die infolge der Evakuierungen während des Krieges noch im Allgäu lebten, trugen wesentlich zum Gelingen bei.

Otto und Clementine Gogl (ca. 1960)

Die Vorgeschichte

Dieses erfolgreiche Konzert wäre nicht möglich gewesen, hätte Otto Gogl sen. zuvor nicht schon fast fünfundzwanzig Jahre lang das kulturelle Leben in Sonthofen und im Oberallgäu musikalisch durch zahlreiche Aufführungen und seine vielseitige pädagogische Tätigkeit geprägt.

1926 kam er als hauptamtlicher Kirchenmusiker an die Pfarrkirche St. Michael nach Sonthofen und versuchte von Anfang an, über die liturgische Musik hinaus das musikalische Leben am Ort zu beleben. Er schulte und erweiterte den Chor, mit dem er bei Wettbewerben bald Preise gewann. Er gründete für den Nachwuchs eine Singschule und erweiterte behutsam das Repertoire über die Kirchenmusik hinaus. Im Vordergrund standen zunächst die Oratorien “Die Schöpfung” und “Die Jahreszeiten” von Joseph Haydn sowie andere Werke wie “Die sieben Worte” von Beethoven, “Elias” und “Paulus” von Mendelssohn Bartholdy, und viele weitere. Wiederholt führte er das “Stabat Mater” von Giovanni Baptista Pergolesi an den Karfreitagen auf.

In den Kriegsjahren kamen zunehmend auch weltliche Werke zur Aufführung, da zahlreiche Berufsmusiker im Allgäu Zuflucht fanden. So konnten selbst sinfonische Werke wie Beethovens Fünfte realisiert werden.

Otto Gogl im Kreis von Schülern (v.l.n.r.): Heidi Stanggassinger, Arthur Engerer, Erika Engeser, der Opernsänger Rudolf Baumgartner, Otto Gogl, Rudolf Merkle, Ilka Tandler, Heinz Tandler

Nachhaltiges Wirken an der Oberrealschule

Das weit über die Kirchenmusik hinausgehende Wirken von Otto Gogl sen. fand in seiner Tätigkeit als Musiklehrer an der Oberrealschule Oberstdorf eine bedeutsame Ergänzung. Sein vielseitiger Unterricht, der von seiner Begeisterung für die Musik geprägt war, weckte bei vielen das Interesse an der Musik über die schulischen Anforderungen hinaus. Er legte damit den Grundstock für ein lebenslanges Interesse an der Musik. Viele Schüler wurden inspiriert, ein Instrument zu lernen und in Schul- und Kirchenorchestern mitzuwirken. Einige dieser Schüler wurden später Gründungsmitglieder der Gesellschaft „Freunde der Musik“ Sonthofen.

Otto Gogl nach der Auff ührung des Mozart-Requiems 1969

Neue Medien

Otto Gogl sen. erkannte früh die Bedeutung des Rundfunks für das Musikleben. Ein vorwiegend aus Laien bestehendes Orchester konnte natürlich nicht mit den hohen Qualitätsmaßstäben eines Berufsorchesters konkurrieren. Infolge der Reorganisation des öffentlichen und kulturellen Lebens in den Nachkriegsjahren kehrten die meisten Berufsmusiker an ihre früheren Wirkungsstätten zurück. Die Lücken im Sonthofener Orchester mussten oft mit eingekauften Musikern besetzt werden, was teurer war als ein komplett besetztes Ensemble zu verpflichten. Daher beschlossen Otto Gogl sen. und seine Mitstreiter, eine eigenständige Konzertreihe zu gründen, für die professionelle Musiker und Ensembles verpflichtet werden sollten.

Nach der Aufführung des Mozart-Requiems 1969 in St. Michael Sonthofen. Im Vordergrund (v.l.) Heinz Tandler, Prof. Hanno Blaschke, Marga Schiml, Hildegard Heichele, Otto Gogl

Wichtige Satzungsbestimmungen

Von großer Bedeutung für die Entwicklung der Gesellschaft ist der Passus in der Vereinssatzung, dass niemand finanziellen Gewinn daraus ziehen darf und die Arbeit ehrenamtlich ist. Nur so konnten die Eintrittskarten günstig und für jeden erschwinglich gehalten werden.

Die Säle

Die Konzerte fanden an verschiedenen Orten statt, je nach den jeweiligen Gegebenheiten. Ein Meilenstein war die Anschaffung eines neuen Konzertflügels 1976, finanziert von der Stadt Sonthofen. Seitdem hat die Gesellschaft weiterhin herausragende Konzerte organisiert und das kulturelle Leben der Region bereichert.

Vortragssaal I der Genaral-Oberst-Beck-Kaserne

Eingetragener Verein

1987 wurde die Gesellschaft ein eingetragener Verein.

Seit 1991 führte der Sohn von Otto Gogl sen., Dr. Karl Gogl, die Gesellschaft als erster Vorsitzender weiter, unterstützt von engagierten Mitgliedern und Mitstreitern. Unter seiner Leitung wurden weiterhin herausragende Künstler verpflichtet und der Ruf der Gesellschaft ausgebaut.

Clementine Gogl und Bürgermeister Karl Blaser bei der Verleihung des Ehrenrings der Stadt Sonthofen.

Leuchtturm Projekt

Die Gesellschaft „Freunde der Musik“ hat sich zu einem kulturellen Leuchtturmprojekt entwickelt, das weit über das Oberallgäu hinaus ausstrahlt. Die Musik und die Freude daran stehen im Mittelpunkt und werden von vielen Menschen geschätzt und unterstützt.

Zum Abschluss sei ein Zitat von Ludwig van Beethoven angeführt: „Von Herzen – möge es wieder – zu Herzen gehen!“

Dieser Text basiert auf von Dr. Karl Gogl über die Chronik aus dem Jahresheft 2020, der auch komplett gelesen werden kann.

Oberallgäuer Meisterkonzerte
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